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Ehe als Lustkiller? – Ein Faktencheck


Jeder, der bereits eine längere Beziehung hatte, hat schon erlebt, dass die Lust und Leidenschaft der ersten Monate im Laufe der Jahre nachlässt. Manche leiden mehr darunter, andere weniger. Aber bei fast allen gibt es eine Sehnsucht nach dem wilden Verlangen der Anfangszeit. Und viele fragen sich, ob bei ihnen die Flaute im Bett nur eine vorübergehende Phase und ob es die Ausnahme oder die Regel ist.

Daher zunächst einige Daten und Fakten zur Entwicklung der Sexualität in Partnerschaften:

  • Im ersten Jahr des Zusammenlebens sinkt die koitale Aktivität von 2,5-3 Mal pro Woche auf knapp 2, danach nimmt sie über 2-3 Jahre weiter ab. (Kirsten von Sydow, Psychologin an der Universität Hamburg)
  • Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs sinkt in den ersten fünf Jahren einer Beziehung durchschnittlich auf die Hälfte des Anfangsniveaus. (Gunther Schmidt, Psychotherapeut)
  • Die weibliche Lust auf Sex nimmt häufiger und schneller ab als die männliche, nämlich bereits nach 2-4 Jahren. Bei Männern gibt es diese Entwicklung zwar auch, aber deutlich langsamer. (Uniklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung)
  • In langjährigen Ehen haben etwa 80% der Frauen und 60% der Männer schon mit ihrem Partner geschlafen, nur um ihm/ihr einen Gefallen zu tun. 15% der befragten US-Bürger haben in den letzten 12 Monaten kaum oder gar keinen Sex gehabt. (Roy Baumeister, US-Psychologe)
  • Fast 40% der deutschen Männer ziehen den Pornokonsum dem Sex mit der Partnerin vor (Psychologie heute)

Der Rückgang des sexuellen Begehrens in  Beziehungen ist mithin ein wissenschaftlich belegtes Faktum. Dies gilt auch für die Feststellung, dass das Nachlassen oder gar der Verlust des sexuellen Interesses keine Altersfrage ist. Wenn die sogenannten „Best-Ager“ frisch verliebt sind, haben sie deutlich mehr Sex als wesentlich Jüngere, die  in einer langjährigen Partnerschaft leben. Daher überrascht es nicht, dass die bereits oben zitierte Psychologin Kirsten von Sydow auf Basis diverser Studien zu dem Schluss kommt: "Dauerhafte Sicherheit und häufiger, guter Sex schließen sich aus."

Wenn die sexuelle Anziehung in der Beziehung abnimmt, die Sehnsucht jedoch bleibt, zu begehren und begehrt zu werden, geraten viele Ehen in die Krise. In einer Studie der Universität Göttingen sagte knapp die Hälfte aller Befragten, dass sexuelle Unzufriedenheit die größte Belastung in ihrer Partnerschaft ist. Dies korrespondiert mit einer anderen Untersuchung, nach der sich weniger als die Hälfte der Partner mit ihren sexuellen Wünschen in ihrer Beziehung gut aufgehoben fühlen. Wohl auch deshalb sind Affären der häufigste Grund für Scheidungen. Mittlerweile wird in Deutschland nahezu jede zweite Ehe geschieden (mit steigender Tendenz).

Abschließend noch ein paar Daten aus Befragungen zum Thema Fremdgehen:

  • In etwa der Hälfte aller Ehen kommt es zu Seitensprüngen. Bei Männern schwankt die Zahl derer, die eine Affäre einräumen, zwischen 30 und 60%, bei Frauen zwischen 20 und 50%. (Jürg Willi, Paartherapeut)
  • Fast 50% der deutschen Männer und Frauen gaben an, bereits mindestens einmal fremdgegangen zu sein. (Studie mit über 50.000 Beteiligten der Universität Göttingen)
  • Fast Dreiviertel der über 35-Jährigen amerikanischen Frauen sind schon mal fremdgegangen. (Umfragen in den USA)
  • Hinsichtlich der grundsätzlichen Bereitschaft fremdzugehen, sind die Zahlen bei Männern und Frauen vergleichbar hoch. Jedoch  gaben fremdgehende Frauen deutlich häufiger an, in ihrer Beziehung insgesamt unzufrieden zu sein, als fremdgehende Männer. Bei Männern überwog eher die Lust auf Abwechslung.

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

(Antoine de Saint-Exupéry)